Im Gänsemarsch zur Entspannung?
- jilseelbach

- 21. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Der neueste „Hit“ im Umgang mit Hunden?
Entschleunigung! An kurzer Leine. Mensch und Hund nebeneinander.
In Minischritten zu „mehr Ruhe und Gelassenheit“.
Stopp – das klingt gut, ist aber leider oft eine Werbelüge.
Und fachlich betrachtet: leider daneben.
Ein kritischer Blick auf den aktuellen Trend und seine Versprechen.
Denn was für uns Menschen nach Achtsamkeit und Ruhe aussieht, bedeutet für viele Hunde vor allem eines:
Anstrengung.
Minischritte – im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Hund an kurzer Leine, gezwungen zu kleinen Tippelschritten, immer wieder ausgebremst.
Ein Hund, der im Gänsemarsch neben seinem Menschen laufen soll, zeigt oft deutliche Zeichen von Stress:
Er gähnt, leckt sich die Lippen, hechelt, blinzelt, versucht vorwärtszukommen – und wird bei jedem Versuch als Krönung des ganzen, durch einen kleinen Leinenruck gestoppt. Der Hund soll sich ja schließlich entschleunigen.
Das ist nur keine Entspannung.
Das ist der Aufbau von Frust und Unzufriedenheit.
Und das ist unnötig!
Entschleunigung? Dann bitte mit Nase am Boden!
Wenn es uns wirklich um Ruhe, Entspannung und Entschleunigung im Alltag mit Hund ginge, würden wir nicht auf Minischritte und kurze Leinen setzen – sondern auf das, was Hunde von Natur aus beruhigt: Schnüffeln.
Schnüffeln ist kein Zeitvertreib, sondern ein zentrales Bedürfnis eines Hundes.
Es hilft Hunden, ihre Umwelt zu verarbeiten, Stress abzubauen und sich selbst zu regulieren.
Wer seinem Hund erlaubt, in seinem Tempo zu schnüffeln, fördert nicht nur Gelassenheit, sondern auch Selbstwirksamkeit.
Doch stattdessen wird das Schnüffeln oft unterbrochen – weil es „nicht ins Training passt“, „zu langsam ist“ oder „nicht ordentlich aussieht“.
Dabei wäre genau das der Weg zu echter Entspannung.
Nicht das kontrollierte Tippeln an kurzer Leine, sondern das freie Erkunden mit der Nase am Boden.
Wenn wir Entschleunigung wirklich ernst meinen, dann müssen wir aufhören, sie aus menschlicher Perspektive zu definieren. Und anfangen, sie aus Sicht des Hundes zu verstehen.
Warum das menschliche Lauftempo für Hunde oft Stress bedeutet
Hunde haben ein ganz anderes Lauftempo als wir.
Jeder Mensch, der schon mal mit jemandem unterwegs war, dessen Tempo nicht zum eigenen passt, weiß, wie anstrengend das ist.

Entweder treiben wir Hunde wie Vieh vor uns her oder wir bremsen sie unangenehm aus.
Wie beim Thema "Entschleunigt spazieren gehen".
Was Hunde uns sagen, wenn wir genau hinsehen.
Ein Gähnen ist hier kein Zeichen von Entschleunigung– sondern ein klares Signal: „Puh, das ist mir unangenehm.“
Was wir brauchen, ist kein neues Konzept, sondern ein grundlegendes Verständnis:
Wir müssen lernen, die Körpersprache unserer Hunde zu lesen.
Denn wer erkennt, wie ein Hund Spannung aufbaut, wie er kommuniziert, wie er sich mitteilt – der sieht auch, wie wenig „entschleunigt“ viele dieser Trainingsmethoden tatsächlich sind.
Lernen beginnt mit Verstehen
Ich biete eine kostenlose Lerngruppe zum Thema Körpersprache an.
Denn ich weiß wie wichtig es im Zusammenleben mit unseren Hunden ist.
Ich sehe auch den Bedarf, denn viele Menschen haben und auch ansprechen "ich möchte verstehen lernen".
Daher kam mir die Idee mit einer Gruppe: "Buddy Check".
Derzeit ist sie voll, aber du kannst dich gern auf die Warteliste setzen lassen.
In der Gruppe gibt es wöchentlich von mir geteilten Input zu verschiedenen Themen – und Raum, auch themenunabhängiges Material zu zeigen, zu analysieren und zu verstehen.
Wichtig:
Diese Gruppe ist kein stiller Ort, an dem man anderen beim Lernen zuschaut.
Die Gruppe lebt von aktiver Teilnahme, von Beobachtung, Austausch und Reflexion.
Denn nur wer wirklich mitmacht, lernt auch wirklich.
Melde dich gerne, wenn du Interesse hast.
Liebe und Pfoten gehen raus.
Jil


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