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Wenn der Deckel fliegt

Ein bisschen blocken, zischen – "das macht einem Hund doch nichts aus".

„Man kann sich auch anstellen, ist ja alles keine Gewalt.“

„Bei uns hat positive Verstärkung nichts gebracht – es wurde sogar schlimmer.“


Kennst du solche Aussagen?

Sie tauchen oft auf, wenn es um Strafe im Hundetraining geht.

Und sie zeigen:

Strafe wirkt – immer.

Wer straft – und dann plötzlich damit aufhört – wird oft überrascht:

Das Verhalten, das vorher „weg war“, kommt zurück.

Oder anderes "unerwüschtes" Verhalten kommt dazu.

Stärker. Emotionaler. Ungehemmter.


Wie ein Kochtopf mit Deckel:

Wenn der Druck weg ist, entweicht der Dampf.

Nicht, weil der Hund „dominieren“ will.

Sondern weil er endlich ausdrücken kann, was vorher unterdrückt wurde.


Verhalten hat eine Funktion

Was uns stören könnte, hat für den Hund einen Nutzen.

Verhalten ist Ausdruck.

Kommunikation.

Es zeigt Bedürfnisse, Interessen, Emotionen.

Wenn wir strafen, unterbrechen wir diesen Ausdruck – aber wir lösen nicht das Bedürfnis dahinter.

Das Verhalten wird nicht verstanden, sondern nur vermieden.

Und genau deshalb kommt es zurück, wenn die Strafe wegfällt.


Was bedeutet „Strafe“ überhaupt?

Strafe ist jede Maßnahme, die ein Verhalten weniger wahrscheinlich machen soll.

Ob Leinenruck, lautes Schimpfen, Blocken – oder der Entzug von Aufmerksamkeit, Futter oder Spiel.

Sie alle haben eines gemeinsam:

Sie hemmen Verhalten.

Aber sie fördern kein Miteinander.


Und was stattdessen?

Positive Verstärkung.

Belohnung mit Futter, Spiel, Aufmerksamkeit. Klare, freundliche Rahmenbedingungen.

Gezielte Übungen, die Alternativen aufzeigen.

Grenzen – ja, unabdingbar im gemeinsamen Alltag!


Aber ohne Druck. Ohne Angst. Ohne Strafe.

Denn: Grenzen lassen sich auch über positive Verstärkung setzen.

Ein Irrglaube, dass man dann „alles durchgehen lässt“.

Im Gegenteil:

Ein Hund, der versteht, was er tun soll, fühlt sich sicher.

Und Sicherheit ist die Basis für Kooperation.


Aber das klappt doch nicht

Positive Verstärkung funktioniert – aber nicht immer der Umgang damit.

Es reicht nicht, einfach Leckerlis zu geben und zu hoffen, dass sich Verhalten damit oder von allein verändert.

Leckerlis (Nahrungsaufnahme) ist nicht immer ein Bedürfnis.


Positive Verstärkung ist kein „Zuckerl werfen“, sondern ein durchdachtes System, das Timing, Klarheit und Kommunikation braucht.

Welches wissenschaftlich fundiert in Theorie und Praxis funktioniert.

Wenn sie wahllos, falsch oder unverständlich eingesetzt wird, kann sie sogar Frust erzeugen – beim Hund und beim Menschen.

Es geht nicht darum, ob man belohnt, sondern wie.


Und ob man versteht, was man da eigentlich verstärkt.

Denn auch unerwünschtes Verhalten kann unbewusst belohnt werden.

Es ist aber nicht die Lerntheorie Schuld daran wenn es in der Praxis nicht klappt.

Und nein:

Es liegt auch nicht daran, dass „manche Hunde das eben brauchen“.

Was sie brauchen, ist Klarheit. Struktur. Sicherheit.

Nicht Druck. Nicht Strafe.

Miteinander statt Gegeneinander

Strafe belastet das Miteinander.

Sie schafft Druck, Unsicherheit, Distanz.

Aber Beziehung und Bindung entsteht nicht dadurch.

Sondern durch Klarheit. Durch Verständnis.

Du brauchst keine Strafe, um Grenzen zu setzen.


Und vielleicht ist genau das der Punkt, an dem sich etwas verändern darf:

Nicht mehr fragen, wie bekomme ich das Verhalten weg?

Sondern: Was will mein Hund mir zeigen?

Ich habe viele Hunde gesehen, die „funktioniert“ haben.

Still. Gehorsam. Angepasst.

Aber ein Hund, der gehorcht, der funktioniert, der aufhört kann dennoch sein Problem haben.

Wo zeigt sich seine Unzufriedenheit also an anderer Stelle?


Ich arbeite mit Menschen, die nicht auf Strafe zurück greifen, weil es simple ist. Und die bereit sind, wirklich hinzusehen.

Nicht nur auf das Verhalten, das stört.

Sondern auf das, was dahinter liegt.


Auf die Unsicherheit. Die Überforderung.

Die Bitte um Hilfe, die oft wie Störung aussieht.

Menschen, die nicht sofort bewerten, sondern verstehen wollen.

Die nicht weggucken oder strafen, wenn es schwierig wird.

Die sich auf das gute konzentrieren wollen, gerade dann wenn es schwer ist.


Wenn du wissen willst, wie das geht – ich teile regelmäßig kostenloses Wissen auf meinen Social-Media-Kanälen oder in diesem Blog.

Oder kontaktiere mich direkt, wenn du Begleitung im gewaltfreien Umgang mit Hunden suchst.


Liebe und Pfoten gehen raus

Jil


 
 
 

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